WIRTSCHAFTSZEIT, Thomas Müller / 03.03.2023

Bei der Geschlechtergerechtigkeit machen die Unternehmen im DACH-Raum seit einiger Zeit deutliche Fortschritte. Doch ohne starke Netzwerke, wie sie Männer in Toppositionen aufgebaut haben, wird es für Frauen an der Spitze schnell einsam. Eine, die das ändern will ist Diana Markaki-Bartholdi.

Der 8. März hat sich mittlerweile in die Kalender eingebrannt. In der deutschen Hauptstadt Berlin und im Küstenland Mecklenburg-Vorpommern ist der Internationale Frauentag sogar gesetzlicher Feiertag. Doch in die berechtigte Freude über das bislang Erreichte mischt sich 2023 auch manch betrübliche Stimmung: Die Pandemie-Jahre haben die Gleichberechtigung in Gefahr gebracht. Statistiken belegen, dass Corona die Frauen in vielen Industriestaaten um Jahrzehnte zurückgeworfen hat. Während der Pandemie waren es vor allem Frauen, die neben ihrem Job im Homeoffice noch die Betreuung und das Homeschooling der Kinder übernommen hatten.

Mütter arbeiten im Vor-Corona-Vergleich in geringerem Stundenumfang als Väter oder verlagern ihre Arbeitszeit häufiger auf den Abend oder das Wochenende, so zeigen es Zahlen des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung für Deutschland.

In den Topetagen der Wirtschaft tut sich in Sachen Gleichberechtigung dagegen seit geraumer Zeit immer mehr – auch Corona wirkte da nicht als Bremse, sondern eher als Beschleuniger.

Gerade in der Schweiz haben Frauen Aufholbedarf

Bei den DAX-Unternehmen Beiersdorf, der Deutschen Telekom und Mercedes-Benz liegt der Anteil von Frauen im Vorstand immerhin bereits bei 40 Prozent. Das ergab eine aktuelle Untersuchung der gemeinnützigen schwedisch-deutschen AllBright-Stiftung. Doch danach wird es mit Blick auf die Frauenquote dünner und dünner: Bei den mittelgroßen Unternehmen, die im MDAX und im SDAX notiert sind, geht es wesentlich zäher voran. Insgesamt hat mehr als die Hälfte der 160 Unternehmen aus den Börsenindizes DAX, MDAX und SDAX nach wie vor keine einzige Vorständin.

Viel Luft nach oben – das gilt auch für die Frauenquote bei Toppositionen in Schweizer Unternehmen. Noch im Jahr 2018 lag der Frauenanteil in den Geschäftsleitungen der hundert größten Firmen bei unter zehn Prozent, im europäischen Vergleich rangiert die Schweiz seit Jahren auf den hintersten Plätzen, meldete vor geraumer Zeit die „Neue Züricher Zeitung“.

2020 führte der Gesetzgeber deswegen eine Art „Frauenquote light“ ein: Große börsennotierte Unternehmen müssen im Verwaltungsrat einen Frauenanteil von 30 Prozent, in der Geschäftsleitung einen von 20 Prozent aufweisen. Sollten sie diese Richtwerte nicht bis zum Jahr 2025 (im Verwaltungsrat) beziehungsweise bis 2030 (in der Geschäftsleitung) erreichen, müssen sie im Vergütungsbericht die Gründe dafür angeben und konkrete Schritte zur Verbesserung beschließen.

Politik allein kann die Ungerechtigkeit nicht beenden

Noch immer sind Frauen in Vorständen, Aufsichtsräten oder der erweiterten Führung großer Unternehmen in Europa unterrepräsentiert. Die Politik macht entsprechend Druck.

Ziel ist es, den Frauenanteil in den Führungsgremien börsennotierter Unternehmen in der Europäischen Union deutlich zu erhöhen. Bis Ende 2026 sollen diese Firmen mindestens 40 Prozent Frauen in ihren Aufsichtsräten haben. Gilt die Quote für Aufsichtsräte wie auch Vorstände, müssen 33 Prozent erreicht werden.

Frauen im Vorstand sind mehr als Farbtupfer

Frauen sollten sich bei ihrem Weg nach ganz oben an die Stellschrauben von Macht und Entscheidungen in Unternehmen nicht allein auf die Politik verlassen. Sie sollten vielmehr ihr Glück und ihr Können selbst in die Hände nehmen, Initiative in eigener Sache zeigen und selbstbewusst Impulse setzen. Netzwerke spielen dabei eine fundamental wichtige Rolle. Es sind genauso diese Netzwerke, die (noch) die Übermacht der Männer begründen – Männerbünde, schon zu Unizeiten geschlossen, die sich dann über das gesamte Berufsleben hinwegziehen. Klar, auch Frauen netzwerken – aber meist noch anders, weniger zielgerichtet, weniger strategisch.The Boardroom Club – per Netzwerk in den Vorstand

Genau das will Diana Markaki-Bartholdi mit ihrem 2021 gegründeten Netzwerk grundlegend ändern: dem privaten Verein „The Boardroom Club for Women Executives“. Ziel ist es, den Anteil weiblicher Führungskräfte in Verwaltungsräten von Unternehmen signifikant zu erhöhen. Dabei fördert und vernetzt „The Boardroom“ Frauen in Führungspositionen und bildet umfangreich mit beispielsweise einem „Board Readiness Programm“ weiter.

Markaki-Bartholdi expandiert mit dieser Idee längst in ganz Europa. Und sie dient anderen als Inspiration und mit ihrer Bilderbuchkarriere als Blaupause: Markaki-Bartholdi ist eine internationale Anwältin, spezialisiert auf M&A und Kapitalmärkte. Sie hat Börsengänge sowie große M&A-Projekte betreut. Seit acht Jahren lebt und arbeitet sie in Zürich.

Augenblicklich zählt „The Boardroom“ 250 Mitglieder, die aus 23 verschiedenen Ländern kommen und in 22 unterschiedlichen Branchen arbeiten. Seit der Gründung von „the Boardroom“ sind Standorte in Griechenland, Großbritannien, Frankreich und Dänemark entstanden – jeweils mit eigenem exklusiven Club-Haus.

Source: https://www.wirtschaftszeit.ch/news/netzwerke-sind-staerker-als-alle-quoten/